Wir waren auch in diesem Jahr auf dem europaweit führenden Kongress zur Digitalisierung im Agrar- und Foodbereich – Farm & Food 4.0. In diesem Jahr hatten wir dabei auch eine aktive Rolle, da Johannes die Podiumsdiskussion Smart & Connected Agrifood – Von der statischen Wertschöpfungskette zum dynamischen Wertschöpfungsnetzwerk moderierte. Unsere Eindrücke und Interpretationen der Zwischentöne aus zahlreichen Gesprächen unterscheiden sich in diesem Jahr von denen des letzten Jahres. Und davon möchten wir natürlich berichten.

Der erste inhaltliche Beitrag war ein Grußwort von Michael Horsch, dem Geschäftsführer der HORSCH Maschinen GmbH. Herr Horsch formulierte recht deutlich, dass Digitalisierung für Landwirte nur da sinnvoll ist, wo es auch wirklich etwas bringt. Er nutzt als Bewertungsmaßstab den Reinertrag und beruft sich auf die Auswertung praktisch erzeugter Ergebnisse. Jetzt lässt sich natürlich leicht formulieren, dass es klar ist, nur dort digitale Werkzeuge zu nutzen, wo sie auch benötigt werden. Allerdings ist dieser Sachverhalt bei weitem nicht so einfach und eindeutig, wie man glaubt. Zwar wird permanent postuliert, dass die Digitalisierung beim Menschen beginnt, jedoch war der Austausch zwischen den Menschen, die die digitalen Werkzeuge entwickeln, sie verkaufen und anwenden, offenbar nicht in allen Fällen zielführend. Das Gute daran ist, dass diese Erkenntnis nicht automatisch dazu führt, dass man alles auf null zurückdrehen muss, sondern die Verantwortlichen vielmehr dazu anspornt, genau an dieser Stelle zu arbeiten.

Auch in der auf das Grußwort folgenden Podiumsdiskussion Digital Agriculture, Hype vs. Reality wurde dieser Sachverhalt sehr deutlich formuliert. So erörterte Herr von Löbbecke von 365 FarmNet, dass digitale Werkzeuge nur dann sinnvoll sind, wenn sie den Landwirt tatsächlich unterstützen und ihm Arbeit abnehmen. Damit trifft er nicht nur den Nagel auf den Kopf, sondern formuliert in etwa das, worauf Methoden wie das Value Proposition Design oder Arbeitsphilosophien wie Design Thinking basieren. Was dem Geschäftsführer eines Softwareanbieters klar ist, gilt für andere aber noch lange nicht. Umso erfreulicher ist es, dass andere Unternehmensvertreter ähnlich denken. Beispielsweise formulierte während der Podiumsdiskussion Smart & Connected Agrifood auch Herr Vospeter, Head of Digital Transformation bei CLAAS, dass man wieder mehr mit den eigenen Kunden sprechen werde.

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Natürlich gab es auch eine Reihe weiterer Themen, die mehr oder weniger deutlich diskutiert und präsentiert wurden. Darunter Themen, wie die künstliche Intelligenz oder die Zusammenarbeit mit Startups. Beides wichtige Sachverhalte, die auch unabhängig von der Lebensmittel-Wertschöpfungskette relevant sind. Dabei sollten Unternehmen ihren Fokus allerdings eher auf KI-Anwendungen legen und nicht auf die Zusammenarbeit mit Startups. Denn natürlich können Startups befruchtend sein oder deren Akquisition das eigene Portfolio bereichern (oder eben auch die Kannibalisierung des eigenen Geschäfts verhindern), ein eigenes aktives Innovationsmanagement wird das allerdings nicht ersetzen. Künstliche Intelligenz hingegen wird so ziemlich jeden Wirtschaftsbereich in den kommenden Jahren enorm verändern – sei es durch neue Analysen, Entscheidungshilfen oder aber den Sachverhalt, dass damit Regeln und Muster in großen Datenmengen automatisiert erkannt und genutzt werden können.

 Ein besonders interessanter Sachverhalt ergab sich nach dem Vortrag von Herr Toubia, dem CEO von Aleph Farms. Aleph Farms entwickelt In-vitro-Fleisch. Aus dem Publikum wurde die Frage gestellt, warum das Unternehmen mit Naturbildern wirbt, was den Eindruck von Freilandhaltung erweckt. Diese Frage ist berechtigt. Denn einerseits könnte man in der Tat den Vorwurf unterbreiten, dass hier mit falschen Bildern geworben wird, andererseits geht es aber auch darum, ein Produkt zu vermarkten. Und wenn man ehrlich ist, hält kaum ein Bild, welches in der Werbewelt verwendet wird, einem Realitätscheck stand. Interessant ist die Reaktion dennoch.

Im Vergleich zum letzten Jahr lässt sich branchenübergreifend zusammenfassen, dass erkannt wurde, was der nächste konkrete Schritt ist: Wieder mehr mit den eigenen Kunden zu sprechen und hinterfragen, was ihre eigentlichen zu lösenden Probleme sind. Wenn dieser Schritt gelingt, werden wohl nicht nur die technischen Hilfsmittel (Landmaschinen etc.) besser.

Wir sind schon auf das kommende Jahr gespannt!

 Nachfolgend noch das Video des Panels, welches von Johannes moderiert wurde.