Die Frage die sich wahrscheinlich schon so mancher gestellt hat: Wer oder was ist eigentlich dieser oder dieses Superfood? Zunächst einmal sind sie ein sehr gutes Beispiel, um einen Trend, ob dauerhaft anhaltend oder nur kurz aufflammend, stärker für den eigenen Betrieb nutzbar zu machen.

Der Begriff Superfood ist in erster Linie ein Marketingbegriff und sagt tatsächlich nichts weiter darüber aus, ob und wie gesund das jeweilige Lebensmittel ist. Designed wurde der Begriff für Lebensmittel, welche einen besonders positiven und gesundheitsfördernden Einfluss auf den Menschen haben sollen. Superfoods gab es schon viele. Diese wurden nur bisher nie so genannt und teilweise auch, nachdem sie diesen Status eine Zeitlang inne hatten, wieder entmystifiziert. Wie viele Jahrzehnte sollte Kinder Spinat essen, weil dieser vermeintlich so gesund sei und so viel Eisen enthalten sollte?

Jetzt kann man natürlich vortrefflich über das Für und Wider der Superfoods streiten. Doch wie bei so vielen Themen, kann der Trend der Superfoods von zwei Seiten betrachtet und von Lebensmittelproduzenten und Händlern entsprechend adressiert werden.

So kann ein solcher Trend nur dann entstehen, wenn sich Konsumenten vermehrt für dieses Thema interessieren. Superfoods versprechen eine gesündere, bessere Ernährung und sind dadurch in aller Munde. Unabhängig davon, ob diese Lebensmittel nun tatsächlich besser sind als andere, setzen sich dadurch mehr Menschen als vor ein paar Jahren mit dem Thema bewusste Ernährung auseinander. Dieses Interesse kann einerseits einen bestimmten Lebensstil widerspiegeln, kann aber auch ein Zeichen dafür sein, dass sich hier das Verbraucherverhalten grundsätzlich ändert. Da man weiß, dass der Trend zu einer bewussten Ernährung anhält, ist das Verbraucherverhalten an dieser Stelle besonders im Hinblick auf das Wertangebot, was mit einem Superfood einhergeht von Interesse.

Andererseits haftet einigen der aktuellen Superfoods auch ein Beigeschmack an. Viele dieser speziellen Lebensmittel kommen eher selten aus Deutschland, geschweige denn aus der Region. Die Ökobilanz der Superfoods  ist im Ganzen betrachtet oft nicht positiv. Das widerspricht dem immer lauter werdenden Konsumententrend nach regionalen und nachhaltigeren Produkten sowie dem Streben nach verringerten CO2-Emissionen. Warum in die Ferne schweifen, wenn das gesunde Lebensmittel wächst so nah? Zum Beispiel enthalten die ursprünglich in Mexiko beheimateten Chia-Samen unter anderem mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Proteine und stehen damit in direkter Konkurrenz zu dem in Europa angebauten Leinsamen.

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Hinzu kommt, dass bei den als Superfood bezeichneten Lebensmitteln, bei weitem noch nicht alle Fragen geklärt sind: Viele dieser Lebensmittel enthalten Stoffe oder Substanzen, welche eine positive Wirkung auf den Körper haben können. Jedoch wurde der Nachweis dieser Wirkung oftmals (noch) nicht erbracht.

Somit kann die Frage, ob Superfoods Chance oder Risiko für heimische Produzenten sind, dahingehend beantwortet werden, dass es sich um eine ganz klare Chance handelt. Für hiesige Produzenten stellen Superfoods unter Umständen zwar eine direkte Konkurrenz dar, bieten jedoch gleichzeitig die Chance, sich mit ihren regionalen und heimischen Produkten stärker zu positionieren. Und zwar genau mit den gleichen Argumenten, wie sie für die Superfoods verwendet werden. In anderen Bereichen funktioniert das bereits, oder warum schreibt man heute auf einen naturtrüben Bio-Fruchtsaft, dass er vegan ist? Eine weitere Chance ist, das regional produzierte und nicht im aktuellen Superfood-Trend liegende Produkte, wie Leinsamen, mit einem deutlich besseren CO2-Foodprint vermarktet werden können und so quasi als Trittbrettfahrer des Superfood-Trends beworben werden können. Die Regionalität wäre in diesem Fall ein Wettbewerbsvorteil, den man vermehrt in den Vordergrund stellen kann. Ein weiteres Beispiel für ein solches Superfood, das regional verfügbar ist, ist das Hühnerei. Und wenn man genau überlegt, gibt es noch eine ganze Menge vergessener heimischer Superfoods, die sich wie exotische Produkte vermarkten lassen.