Bereits als Babys spielen wir Menschen uns ins Leben. Bis zum Eintritt in die Schule ist das Spielen unsere Hauptbeschäftigung und verliert dann mit dem Einsetzen der Pubertät oftmals an Bedeutung. Dabei dient das Spielen der Entwicklung der Persönlichkeit, dem Lernen von Verhaltensweisen und dem Erwerb von Kompetenzen. Letztlich werden sozusagen spielend teils sehr komplexe Gebiete erschlossen. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass Spiele mächtige Werkzeuge bei der Entwicklung von Innovationen und dem Herbeiführen von Veränderungen sind. Und das funktioniert natürlich auch im Mittelstand. Einige dieser Spiele möchten wir nun vorstellen.

Im beruflichen Umfeld sind Spiele heute wichtige Elemente, um die Stimmung aufzulockern, den Teamgeist zu stärken, fachliche Inhalte zu erarbeiten oder um Verhaltensweisen zu erlernen und zu trainieren. So dürfte die Marshmallow-Challenge vielen als Teamspiel zu Beginn von Workshops bekannt sein.

Ein ebenfalls etwas auflockerndes Ziel hat das Kuh-Spiel zum Üben der Modellierung von Geschäftsmodellen. Dabei sollen laut der Beschreibung von zephram in zwei Teams innerhalb von 15 Minuten jeweils so viele Geschäftsmodelle mit einer Kuh als Kernressource entwickelt werden, wie möglich. Dabei dient ein Business Model Canvas als Grundlage und auch absurde Ideen sind erwünscht. Wir finden, dass auch die absurden Ideen beleuchtet werden sollten. Im Übrigen kann die Kuh durch praktisch jedes andere Tier oder jeden anderen Gegenstand oder Stoff ersetzt werden.

Im Team kann mit Hilfe von Spielen offensichtlich eine aufgelockerte Arbeitsatmosphäre  erzeugt werden. Was sich im Team als Arbeitsatmosphäre einstellt, kann als Erweiterung auf das ganze Unternehmen einfach ausgedrückt als Unternehmenskultur gesehen werden. Die Unternehmenskultur ist für die Entwicklung von Innovationen entscheidend. Natürlich spielen in diesem Zusammenhang noch ganz andere Dinge eine Rolle. Dennoch gibt es Spiele, die speziell der Erarbeitung der Unternehmenskultur dienen. Dabei erfolgt das Herangehen zwar spielerisch, man sollte die dabei freiwerdenden Dynamiken allerdings keinesfalls unterschätzen.

Zur Durchdringung der Unternehmenskultur mit dem Ziel, Veränderungsimpulse herbeizuführen, gibt es das Kartenspiel Play Change (Affiliate-Link) von intrinsify. Dabei geht es darum, anhand von vorgegebenen Glaubenssätzen zu erarbeiten, wie in dem jeweiligen Unternehmen gearbeitet und miteinander umgegangen wird. Im Anschluss an diese Charakterisierung des Unternehmens arbeiten die Spieler noch einige Reflexionsfragen durch. Obwohl das Ganze sehr spielerisch und unverfänglich daherkommt, hat es dieses Spiel in sich. Im Idealfall sollte sich das Team, welchem beim Spielen auch Vertreter der Geschäftsleitung angehören sollten, dabei begleiten lassen, um im Nachgang bei der Bewältigung der Ergebnisse und möglicherweise bei der Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen zu unterstützen.

Ebenfalls der Unternehmenskultur widmet sich das Spiel Der Innovationskulturnavigator: 66 Karten für den Kreativprozess (Affiliate-Link). Das von der Universität St. Gallen entwickelte Kartenspiel berücksichtigt allerdings auch eine Reihe Themen aus dem Bereich Projektmanagement und ist für Spieler etwas greifbarer als Play Change. Insgesamt geht es auch stärker um die Umsetzung von Projekten und das Schöpfen von Innovationspotenzialen. Daher eignet es sich vor allem auch für Organisationen, bei denen auch der Aufbau von Methodenkompetenzen zwingend nötig ist. Es ist pragmatisch, dafür jedoch im Hinblick auf die Unternehmenskultur weniger tiefgreifend als Play Change. Dafür ist es insgesamt leichter verdaulich.

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Das Spiel iXX Industrie 4.0 wurde hingegen speziell für die Entwicklung von Veränderungen und das Greifbarmachen von Digitalisierung konzipiert. Es wurde als nichtkommerzielles Open-Source-Projekt vom RKW-Kompetenzzentrum, dem StrategieCentrum Oberrhein und der Offensive Mittelstand BW entwickelt. Ziel ist es, die unterschiedlichen Domänen Big Data, Konnektivität, Leben in der digitalen Zeit, Geschäftsmodelle, Demographie – Gesellschaft und Zukunftsfabrik zu erarbeiten. Die Spieler sollen dabei die Themen durchdringen und reflektieren, um Ideen für das eigene Unternehmen zu entwickeln. Gerade der Aufbau mit den unterschiedlichen Domänen macht es nahezu für jedes Unternehmen, also auch für nicht vollautomatisch produzierende Betriebe, interessant.

Weniger ein Spiel, dafür ein Spielzeug ist Lego. Nutzt man Lego methodisch zur Entwicklung von Problemlösungen, nennt sich das ganze SERIOUS PLAY® (Affiliate Link). Dabei können durch einen moderierten Prozess z.B. Strategien entwickelt oder gemeinsame Identifikationsmerkmale erarbeitet werden. Lego eignet sich aber auch zur Entwicklung von Ideen, der Visualisierung von Situationen, Verfahren und Produkten. Für die vier Kernbereiche von SERIOUS PLAY® müssen aus markenrechtlichen Gründen zertifizierte Moderatoren eingesetzt werden. Generell kann das Erarbeiten von Innovationen mit Hilfe von Lego aber auch mit nicht speziell zertifizierten Beratern durchgeführt werden.

Aber warum sind Spiele oder auf Spielen basierende Methoden zu empfehlen?

Ganz einfach: Bei einem Spiel gibt es ein klares Ziel und Regeln, an die sich alle halten müssen. Außerdem interagiert man im Spiel miteinander und erfährt dadurch permanent direktes oder indirektes Feedback. Und letztlich bringt das Spielen Spaß. Oder anders ausgedrückt: Die Arbeit fühlt sich nicht wie Arbeit an. Außerdem lassen sich aufgrund der „spielerischen Leichtigkeit“ unangenehme Themen gesichtswahrend erarbeiten.

Spielerische Ansätze sind so erfolgreich, dass ganze Geschäftsmodelle darauf basieren. So bietet die riva training & consulting GmbH eine ganze Reihe an Planspielen an, die zum Teil über mehrere Tage gehen. Auch wir nutzen Spiele in unseren Workshops, um die Teamarbeit zu verbessern oder zur Erarbeitung bestimmter Themen. 

Die obige Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Spiele. Jedoch sind die wenigsten als gut dokumentiertes „Produkt“ verfügbar. Aber genau darin liegt ein Vorteil. Es geht dabei nicht um den vergleichsweise niedrigen Preis, sondern vielmehr darum, dass sich der Effekt damit ohne große Planung und Organisation mit einer Handvoll Mitarbeiter einfach ausprobieren lässt. Das ist vor allem für die vielen mittelständischen Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft vorteilhaft.