Wird eine Strategie im Unternehmen implementiert, gibt es eine Reihe von Aufgaben zu erledigen. Erfahrungsgemäß werden diese in vielen Fällen nicht ausreichend abgearbeitet. Das liegt mitunter nicht nur daran, dass die nötigen zeitlichen und personellen Ressourcen nicht vorhanden sind. Vielmehr werden die nötigen Rahmenbedingungen nicht geschaffen, die sehr viel mit der Unternehmenskultur, Methodenwissen und dem Verständnis für die unterschiedlichen Rollen zu tun haben. Die Folge ist, dass bei den Mitarbeitern Skepsis, Ängste und im schlimmsten Fall Gleichgültigkeit eine größere Rolle spielen als Freude auf die Zukunft und Neugier auf Veränderungen. Damit das nicht geschieht, sollen nachfolgend ein paar Hilfestellungen erläutert werden.

Strategieimplementierung bedeutet in der Regel, dass nicht einfach nur Maßnahmen im etablierten Umfeld umgesetzt werden, sondern oft auch die Organisation verändert und die Unternehmenskultur dafür geschaffen werden muss. (vgl. Strategien implementieren – Teil 2 der VALUEversitas-Info-Serie). Insbesondere letzteres ist erfahrungsgemäß in traditionellen Strukturen, wie sie z.B. aus dem Handwerk gewachsen sind, oft nicht der Fall. Auch in Unternehmen mit seit langer Zeit mehr oder weniger gleichgebliebenem Angebotsspektrum herrscht häufig eine Kultur, die nicht unbedingt förderlich für Veränderungen ist. Man darf auch nicht vergessen, dass Menschen Veränderungen nicht unbedingt mögen.

Die Unternehmenskultur lässt sich natürlich nicht von heute auf morgen verändern. Außerdem kann diese nicht, wie beispielsweise ein Softwaresystem, einfach eingeführt werden. Da das Überstülpen von außen nicht funktioniert, muss die kulturelle Veränderung von innen heraus erfolgen. Und das gelingt nur dann, wenn sowohl von der Unternehmensleitung als auch von den Mitarbeitern auf der niedrigsten Hierarchieebene bestimmte Glaubenssätze und Verhaltensweisen abgelegt oder ersetzt werden.

Die Voraussetzung dafür ist eine offene Kommunikation, die Transparenz über die Ziele und die Wege dorthin schaffen. Doch das alleine reicht nicht. Vielmehr müssen die einzelnen Maßnahmen und deren Schritte gegenüber den Mitarbeitern motiviert und erläutert werden. Und ein ganz wichtiger Baustein dabei ist die Durchführung von Schulungen. Denn ohne das Wissen über die verwendeten Methoden werden die meisten Mitarbeiter niemals die Bereitschaft haben, sich auf Veränderungen einzulassen. Das gilt in besonders hohem Maße für hoch qualifizierten Fach- und Führungskräfte. Denn diese haben sich über einen langen Zeitraum ihre Fähigkeiten erarbeitet und werden in der Praxis sehr viele gute Gründe vorbringen, um Veränderungen nur soweit zuzulassen, wie dies ihre Position nicht gefährdet. Das bedeutet, dass man diese Mitarbeiter flankierend zu den Schulungen in die Pflicht nehmen muss und ihnen die Verantwortung für die Umsetzung der einzelnen Schritte der Implementierung überträgt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Umsetzung möglichst detailliert geplant wird, damit die jeweiligen Mitarbeiter nicht in alte Verhaltensmuster verfallen und, was noch viel wichtiger ist, die Anwendung neuer Methoden zu Erfolgserlebnissen wird. Nichts ist schlimmer, als wenn der Mitarbeiter sich selbst bestätigt, der schon zu Beginn eines Projektes formuliert, dass es zum Scheitern verurteilt sei.

Was sich bis hierher abstrakt anhört, kann in der Praxis mit recht pragmatischen Maßnahmen angegangen werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, könnten folgende Maßnahmen und Gegebenheiten den erforderlichen Rahmenbedingungen förderlich sein:

Rückhalt der Geschäftsleitung

Nur dann, wenn die gesamte Geschäftsleitung hinter einer Strategie steht, kann diese implementiert werden. Es ist daher unbedingt erforderlich, dass die Geschäftsleitung die Implementierung treibt und über ihre Führungskräfte den Mitarbeitern den nötigen Freiraum dazu geben. Oder vielleicht etwas weniger schwammig ausgedrückt: Ihren Mitarbeitern klare Prioritäten vorgeben. Und diese müssen alle ausschließlich der Strategie folgen, erst recht, wenn es sich um das Tagesgeschäft handelt.

Training der Führungskräfte

Führungskräfte müssen ihre Führungsfähigkeiten auffrischen. Am besten gelingt dies im Vorfeld der Strategieimplementierung durch Schulungen in kleinen Gruppen von bis zu 10 Mitarbeitern. Diesen werden dann ca. 2 Tage gemeinsam sowohl theoretische als auch praktische Inhalte vermittelt.

Auch interessant:   Methoden der Strategieimplementierung - Teil 4 der VALUEversitas-Info-Serie

Schulung im Projektmanagement

Schulen Sie Ihre Mitarbeiter im Projektmanagement. Legen Sie dabei den Schwerpunkt nicht auf die Projektverwaltung, sondern vielmehr auf die Methodik der schrittweisen Maßnahmenplanung zur Erreichung definierter Ziele. Prüfen Sie, welche Softwarewerkzeuge für das Projektmanagement in Ihrem Unternehmen sinnvoll einsetzbar sind. Gehen Sie von den Anforderungen Ihrer Organisation aus und nicht von verfügbaren Werkzeugen. Es gilt der Grundsatz: Je einfacher, desto besser! Umfangreiche Planungssoftware ist in den meisten Unternehmen nur dann sinnvoll, wenn ohnehin bestimmte Monitoring- und Reportingwerkzeuge von der Unternehmensführung verwendet werden (müssen).

Zu implementierende Strategie erläutern

Erläutern Sie Ihren Mitarbeitern Ihre Strategie. Erklären Sie, welche Ziele das Unternehmen bzw. Sie verfolgen und welche Gedanken der Strategie zugrunde liegen. Sie müssen dabei nicht ins Detail gehen, aber die generelle Botschaft sollte in jedem Fall bei allen ankommen und verstanden worden sein.

Vermittlung von Methodenwissen

Werden bestimmte Methoden eingesetzt, wie z.B. Six Sigma, Balacend Scorecard oder Lean Management, müssen die ausführenden Mitarbeiter geschult werden. Jetzt muss natürlich nicht jeder Mitarbeiter eine Six-Sigma-Schulung durchlaufen. Dennoch sollten allen betroffenen Mitarbeitern die Grundprinzipien so erläutert werden, dass diese sie auch verstehen.

Interdisziplinäre Projektteams und Culture Map

Etablieren Sie für die Strategieimplementierung möglichst interdisziplinäre Projekt-Teams mit Mitarbeitern aus verschiedenen Hierarchieebenen und experimentieren Sie mit der Culture Map von Dave Gray und Alexander Osterwalder sowohl auf Projektteam-Ebene als auch im Führungskreis.

Sicherlich wird der ein oder andere nun argumentieren, dass diese Maßnahmen alle zeit- und kostenintensiv sind. Das ist richtig. Noch zeit- und kostenintensiver ist allerdings eine nicht endende oder gescheiterte Strategieimplementierung. Die Folgen davon sind nämlich nicht nur Zeit- und Geldverschwendung. Vielmehr stehen Sie nun mit frustrierten, demotivierten Mitarbeitern da, die ein diffuses Bild der Firma haben, welches nun auch von Kunden und Lieferanten wahrgenommen wird.

Werden die obenstehenden Ansätze jedoch beherzigt, verfügen die Mitarbeiter des Unternehmens über zusätzliches Methodenwissen und bringen mehr Verständnis für Maßnahmen aus dem Bereich Strategie und Entwicklung im betrieblichen Alltag mit. Die Mitarbeiter fühlen sich durch die erhöhte Aufmerksamkeit wertgeschätzt und sind leistungswilliger. Schließlich sind Fortbildungen immer auch eine Art Inzentivierung. Überlegen Sie auch, was es bedeutet, wenn Sie nicht in Ihre Mitarbeiter investieren! Dazu passend ist auch folgender Dialog, den Peter Baeklund zitiert:

CFO asks CEO, “What happens if we invest in developing our people and then they leave us?”

CEO: “What happens if we don’t, and they stay?”

Denken Sie immer auch daran, dass auch Olympiasieger und Championsleague-Fußballer zwischen den Wettkämpfen trainieren müssen! Und das geht nicht ausschließlich „on the job“.

Ein ganz wichtiger Punkt darf übrigens nicht außer Acht gelassen werden: die Arbeitszeit der Mitarbeiter. Denken Sie daran, dass nur ein gesunder Mitarbeiter mit Freizeit Ihrem Unternehmen dauerhaft dient. Ein paar Überstunden sind hin und wieder in Ordnung, sollten aber nicht zur Tagesordnung gehören! Sorgen Sie also mit Hilfe Ihrer Führungskräfte für Klarheit bei der Aufteilung der Arbeitszeit in Tagesgeschäft und Projektarbeit. Andernfalls wird eine Strategie niemals erfolgreich implementiert.

Da das Implementieren einer Strategie auch bei guten Rahmenbedingungen kein Selbstläufer ist, werden wir im nächsten Teil unserer Serie auf konkrete Methoden zur Implementierung sowie das dazu nötige Controlling eingehen. Außerdem werden wir darin die Schnittstelle zum laufenden Tagesgeschäft aufzeigen. Denn ohne laufendes Geschäft, gibt es keine Umsätze. Da hilft auch keine noch so schöne Vision.