Geeignetes Personal gewinnen und halten ist eine Herausforderung für jedes Unternehmen. Viele beklagen den sogenannten Fachkräftemangel oder einen Personalmangel im Allgemeinen. Das Thema ist vielschichtig und die Komplexität fängt bei der Suche nach Auszubildenden an und hört bei hoch qualifizierten Fach- und Führungskräften auf. Dazwischen gibt es außerdem noch jede Menge andere Herausforderungen, wie z.B. Saisonkräfte, die vor allem in der Urproduktion sowie der nachgelagerten Verarbeitung von Bedeutung sind. Häufig treten Fragen auf, wo man denn diese und jene Qualifikation herbekäme und was man tun soll, um die Mitarbeiter zu halten. Leider gibt es darauf keine Pauschalantwort, die eine einfache Lösung offeriert. Je nach Betriebsart und Unternehmensgröße sind die Anforderungen an das Personal und die Möglichkeiten des Unternehmens nämlich sehr unterschiedlich. In etwa genauso unterschiedlich sind die nötigen Maßnahmen, um das jeweils passende Personal zu gewinnen und zu halten. Es ist vor allem auch eine Frage der Unternehmenskultur. Wir möchten Ihnen ein paar Denkanstöße geben, die Ihnen möglicherweise helfen.

Die wichtigste Frage, die Sie sich stellen müssen: „Wie wird mein Unternehmen von anderen wahrgenommen?“

Das hört sich banal an, ist es aber nicht. Vermutlich kann nicht jeder Unternehmer diese Frage klar beantworten. Falls Sie das nicht können, fragen Sie jemanden. Fragen Sie Freunde, Kunden oder Vereinskollegen. Bitten Sie in jedem Fall um eine ehrliche Antwort. Falls die Frage zu abstrakt wirkt, können Sie sie in konkretere Teilfragen aufspalten. So könnten Sie fragen, ob Ihr Betrieb eher modern und weltoffen oder konservativ wirkt. Fragen Sie, ob Ihr Gesprächspartner sich vorstellen könnte bei Ihnen zu arbeiten. Und fragen Sie nach dem Warum dafür. Ihre Mitarbeiter können Sie natürlich auch fragen, was positiv oder negativ ist. Bestehen Sie in diesem Fall aber bitte auch darauf, dass etwas negatives gesagt wird. Jetzt haben Sie Informationen darüber, was mögliche Hürden für einen Bewerber sein und was Sie werbend einsetzen können. In der Regel benötigen Sie dafür keine umfangreiche Marktforschung, sondern lediglich ein Dutzend ehrlicher Gesprächspartner.

Versetzen Sie sich in die Rolle Ihres Mitarbeiters oder Bewerbers

Wenn Sie nun die positiven und negativen Merkmale Ihres Betriebs identifiziert haben, bewerten Sie diese. Führen Sie dazu einen Perspektivwechsel durch und versetzen Sie sich in die Rolle Ihres Mitarbeiters oder Bewerbers. Überlegen Sie, welche Wirkung die einzelnen Punkte erzielen können. Denken Sie daran, dass alle Mitarbeiter Wertschätzung erfahren wollen. Denken Sie auch an den Berufsethos oder ein mögliches Rollenbild. Überlegen Sie, ob einzelne Punkte vielleicht bedrohlich wirken können oder möglicherweise das Bedürfnis nach Sicherheit nicht befriedigen. Oder ist vielleicht das Gegenteil der Fall und der Mitarbeiter braucht neue Herausforderungen? Darauf aufbauend können Sie Szenarien, Formulierungen und Stellenanzeigen erarbeiten. Achten Sie dabei trotzdem auch darauf, dass Sie so authentisch sind wie möglich.

Auch interessant:   Digitalisierung in der Lebensmittelbranche

Womit können Sie Ihre heutigen und zukünftigen Mitarbeiter begeistern?

Unabhängig davon, ob Sie sich auf Mitarbeitersuche befinden oder ob Sie Ihr bestehendes Personal halten wollen, überlegen Sie immer wieder, mit was Sie begeistern können. Gibt es regelmäßige Teamevents, die bei Ihren Mitarbeitern gut ankommen? Haben Sie besondere Kunden oder ein Alleinstellungsmerkmal, was bequem, spannend, sexy oder exklusiv ist? Versuchen Sie es auch hier wieder mit einem Perspektivwechsel. Überlegen Sie sich, über was sich Ihr Mitarbeiter oder Bewerber freuen würde. Denken Sie dabei daran, dass ein Bewerber oder Mitarbeiter andere Bedürfnisse und möglicherweise auch andere Interessen hat als Sie.

Innovative Unternehmen haben weniger Personalfluktuation

Ob es Ursache oder Wirkung ist, wird teils kontrovers diskutiert. Tatsache ist aber, dass innovative Unternehmen weniger Personalfluktuation aufweisen als ihre Wettbewerber. Für Ihr Unternehmen ist das eine wertvolle Information. Investitionen in Innovationstätigkeiten sind demnach nämlich auch Investitionen in die Mitarbeiterbindung. Im Idealfall profitieren Sie als Unternehmen von Innovationen und Ihre Mitarbeiter können sich einbringen, erfahren Wertschätzung und Abwechslung. Auf diese Weise sinkt die Bindung an ihren Arbeitgeber. Falls Sie Sorgen wegen der Risiken haben, falls aus einer Innovationsaktivität kein Erfolg wird: Erfahrungsgemäß ist es sehr viel teurer neue Mitarbeiter einzuarbeiten oder suchen zu müssen als ein Projektergebnis nicht vermarkten zu können. Probieren Sie es aus. Sie werden sich wundern, zu was Ihre Mitarbeiter fähig sind. Und wenn der erste Versuch nicht klappen sollte, versuchen Sie es einfach nochmal. Falls Sie sich das nicht zutrauen, gibt es vielfältige Möglichkeiten, wie man Sie dabei unterstützen kann. In vielen Fällen können Sie sich solche Projekte sogar zum Teil fördern lassen. Eine Förderung sollte aber keinesfalls der Antrieb sein.

Natürlich sind die obigen Ausführungen nicht vollständig. Selbstverständlich gibt es darüber hinaus viele weitere Möglichkeiten und auch Fälle, die sehr komplex sind. Beispielsweise müssen in strukturschwachen Regionen zusätzliche Anreize geschaffen werden, wenn man Personal gewinnen möchte. Aber auch dafür gibt es Lösungen. Wichtig ist immer, dass Sie ehrlich mit sich selbst sind und bei der Erarbeitung von Anreizen nicht von sich selbst, sondern von einem bestehenden oder zukünftigen Mitarbeiter ausgehen. Es ist auch wichtig, dass Sie sich mit den Zukunftsthemen, die auf diversen Branchenveranstaltungen propagiert werden, auseinandersetzen. Damit signalisieren Sie Ihren Mitarbeitern und Bewerbern, dass Sie in die Zukunft blicken. Das vermittelt nicht nur Sicherheit, sondern auch ein subtiles Maß an weicher Autorität, die wohlwollend aufgenommen wird.