Wir sind ein Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen und arbeiten nicht als Politiker. Dennoch gibt es aktuell ein politisches Thema, welches uns sehr umtreibt: der Klimaschutz. Das liegt vor allem daran, dass wir an vielen Stellen mit Problemstellungen konfrontiert werden, die direkt oder indirekt mit Umweltschutz im Allgemeinen und dem Klimawandel im Speziellen zu tun haben. Die Bandbreite reicht dabei vom Recycling von Kunststoffverpackungen, über elektrifizierte Antriebe oder die Energieversorgung von landwirtschaftlichen Betrieben in Ostafrika bis hin zu Vermarktungsthemen. Da das Thema derzeit aufgrund der Fridays for Future, Scientists for Future und Entrepreneurs for Future medial etwas höher aufgehängt ist, möchten wir diese erhöhte Aufmerksamkeit nutzen, um auch ein paar Gedanken loszuwerden – und zwar etwas umfassender. Doch nun der Reihe nach.

Der derzeitige Hype basiert vor allem auf den Fridays for Future und den Reaktionen darauf. Am 20. August 2018 fing die Geschichte von Fridays for Future an. Die Schülerin Greta Thunberg saß allein mit einem Schild und in paar Flyern ausgestattet vor dem schwedischen Parlament und demonstrierte auf diese Weise für den Klimaschutz. Heute finden Demonstrationen unter dem Namen Fridays for Future weltweit statt. Zunächst gingen nur Schüler auf die Straßen und demonstrierten, mittlerweile beteiligen sich auch jede Menge andere Personen, darunter auch Politiker. Auch viele Wissenschaftler unterstützen als Scientists for Future die Schüler bei ihrem Protest und selbst unsere Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel hat sich positiv zu den Demonstrationen geäußert. Doch es gibt auch Gegenstimmen in Politik und Gesellschaft. So ist auch ein großer Teil der Gesellschaft der Auffassung, dass die Schüler besser in die Schule gehen sollten, anstatt zu demonstrieren. Auch das ist verständlich. Denn immerhin gibt es eine Schulpflicht, die bisher jedenfalls kein beliebig dehnbarer Begriff war und teilweise mit immensem Aufwand polizeilich kontrolliert wurde (z.B. zu Beginn der Sommerferien).

Und ja, Schule ist wichtig. Sogar verdammt wichtig! Aber sie ist auch nicht alles, insbesondere, wenn es keine lebenswerte Zukunft gibt. Und bei den Demonstrationen geht es um nicht weniger als genau darum. Man könnte jetzt auch noch zynisch hinzufügen, dass es bei unserem maroden Schulsystem auf die paar Fehlstunden auch nicht mehr ankommt und darüber hinaus ein Großteil der so gut ausgebildeten, menschlichen Arbeitskraft in der hoch technisierten Zukunft ohnehin nicht mehr gebraucht wird. Oder anders ausgedrückt: Die Handlungskompetenzen, die unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren brauchen wird, sind nicht die, die derzeit in Schulen und den darauf aufbauenden Bildungseinrichtungen vermittelt werden.

„Wir Alten haben es bisher schlicht und einfach verkackt!“

Es kommt aber noch etwas anderes hinzu, was den Schülern recht gibt: Wir Alten haben es bisher schlicht und einfach verkackt! Man kann es nicht anders formulieren. Wie können wir feisten Penner einem Kind oder Jugendlichen erklären, dass Schulbildung wichtig ist, wenn sich unsere Gesellschaft einen Dreck um Tatsachen kümmert und auch das, was die Wissenschaft seit Jahrzehnten immer drängender aufzeigt, weg ignoriert. Entschuldigung, aber seit einer gefühlten Ewigkeit weiß man um die Folgen des massiven Ausstoßes von Treibhausgasen, allem voran CO2. Doch trotz politischer Scheinbemühungen nimmt der Ausstoß von Treibhausgasen und der damit verbundene Treibhauseffekt zu. Die Folgen sind hinreichend bekannt. Wir können heute mit Solartechnik, Wind- und Wasserkraft, Geothermie oder auch Kernkraft (Ja, echt jetzt!) elektrische Energie bereitstellen und wissen um die Probleme, die mit der Verstromung von fossilen Brennstoffen verbunden sind. Dennoch sind aktuell weltweit jede Menge Kohlekraftwerke in Planung oder im Bau befindlich. Man könnte ja wenigstens auf Gasturbinen setzen, aber die Realität sieht anders aus. Aktuell wird die Elektromobilität gefördert, was mit großer Sicherheit richtig ist. Dennoch fehlt eine Lösung für die Versorgung mit elektrischer Energie, wenn morgen flächendeckend Elektroautos eingesetzt werden. Elektrische Autos sind im gesamten Prozess nämlich alles andere als CO2-neutral! Um die Herausforderungen der Versorgung mit elektrischer Energie etwas deutlicher zu machen, soll folgendes Rechenexempel dienen.

Der durchschnittliche Verbrauch elektrischer Energie eines 4-Personen-Haushalts liegt ohne Warmwasser und Heizung bei ca. 4.000 kWh. Ein Elektroauto benötigt im Mittel ca. 20 kWh elektrische Energie pro 100 km Fahrstrecke. Stark vereinfacht würde die durchschnittliche Familie also mindestens 50% mehr elektrische Energie verbrauchen. Hinzu kommt der Energiebedarf durch Busse und LKW, die heute praktisch ausschließlich mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden. Und woher kommt eigentlich die Elektrizität, die von den Elektrorollern, Pedelecs und E-Bikes verbraucht werden? Das, was ursprünglich mit Muskelkraft erfolgte, wird zukünftig ebenfalls teilelektrisch angetrieben. Ähnlich verhält es sich mit der Haustechnik, die heute mittels Servomotoren betrieben und per Smartphone gesteuert wird. All das benötigt Energie. Einige werden nun argumentieren, dass der spezifische Energieverbrauch der einzelnen Geräte abnimmt. Das ist richtig. Dafür werden die Geräte aber größer und leistungsfähiger und schlichtweg immer mehr.

Natürlich kann es nicht sein, dass man die Welt zum Verzicht aufruft, um das Klima zu schützen. Es ist sicherlich auch nicht ratsam, technische Spielereien und Neuerungen aus Gründen des Klimaschutzes zu verbannen. Denn der technische Fortschritt, ist die einzige Lösung, die bleibt. Und der wird üblicherweise durch technische Spielereien und Luxusgüter vorangetrieben. Es ist aber unbedingt nötig, dass weltweit mit Nachdruck am Ausbau regenerativer Energiequellen und Energiespeichern gearbeitet wird.

Es wäre außerdem wünschenswert, wenn anstelle von Greenwashing echte Handlungen treten würden. Die Lippenbekenntnisse aus Politik und Wirtschaft bringen nichts. Und so schlimm sich das für die demonstrierenden Jugendlichen anhören mag, vermutlich werden die Fridays for Future lediglich als groß angelegte Schulschwänzaktion in die Geschichtsbücher eingehen. Und das ist traurig. Denn das Thema ist viel zu wichtig und Zeit zum Handeln bleibt im Grunde keine mehr. Aktuell ist Klima aber lediglich die begriffliche Manifestation der nächsten Empörungswelle, nach Flüchtlingen, Feinstaub und Diesel. Alleine das zeigt sehr gut, dass Empörungen zu gar nichts führen und bei Umweltthemen auf die Politik zu warten offensichtlich keine Lösung ist.

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Aber was dann? Die Lösung klingt einfach, ist es aber nicht. Sie lautet: Selbst denken und handeln. Das gilt für jeden Einzelnen von uns und insbesondere für Unternehmer und Führungskräfte in Unternehmen. So sehen es auch die Initiatoren von Entrepreneurs for Future. Die Initiative wurde von Unternehmensgrün e.V. ins Leben gerufen und basiert darauf, dass Unternehmer und Selbständige, die sich für den Klimaschutz einsetzen möchten, eine Stellungnahme unterzeichnen. Damit stellen sie sich hinter das Pariser Klimaschutzabkommen und Forderungen, die durch acht Punkte definiert werden. Diese acht Punkte wirken auf uns als Schnellschuss. Sie enthalten viele wichtige Aspekte, leider aber auch einige der üblichen Floskeln, die weder zu Ende gedacht noch fachlich haltbar sind. Wir haben diese Erklärung deshalb nicht unterzeichnet. Es liegt aber auch daran, dass eine Unterzeichnung ohne Verpflichtung nichts anderes ist als ein Lippenbekenntnis. Wir halten das als Unternehmer für viel zu schwach. Sich als Unternehmer auf eine Unterschriftenliste zu setzen, ohne dabei jegliche Verpflichtung einzugehen, ist keine große Anstrengung, erfordert keinen Mut und auch keine Taten. Und selbst dann, wenn sehr viele Unterzeichner zusammenkommen, hat das ohne Handlungen keinerlei Bedeutung.

Eine starke Aktion würde die Unterzeichner zu bestimmten Handlungen verpflichten. Natürlich dürfte es etwas viel verlangt sein, die Geschäftsleitungen zum Ersatz ihrer Oberklassefahrzeuge durch sparsame Kleinwagen zu bewegen. Streng genommen wäre es aber genau das benötigte Signal. Leider machen nicht nur Kleider Leute, sondern auch deren Fahrzeuge.

Wenn man schon nicht auf repräsentative Autos verzichten mag, könnte man sich als Unternehmen aber zum Verzicht auf Inlandsflüge verpflichten – jedenfalls solange diese nicht mit elektrischer Energie oder Wasserstoff aus klimaneutralen Quellen durchgeführt werden. Die Liste mit möglichen Handlungen ist lang und sicherlich gibt es für viele unterschiedliche Unternehmen vielfältige Ansätze. Sicherlich kann man einzelne Regeln finden, die für viele Unternehmen gelten. Letztlich ist es aber so, dass jedes Unternehmen diese Regeln für sich und seine Mitarbeiter selbst finden und vor allem auch umsetzen muss.

Es ist an uns Unternehmern, so zu handeln, dass wir der Generation nach uns eine lebenswerte Zukunft hinterlassen. Dieses Handeln müssen wir nicht institutionalisieren. Aber wir müssen etwas tun. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir das. Dennoch flüchten wir uns regelmäßig in Ausreden, wie z.B. die vermeintlich fehlende Wirtschaftlichkeit. Gern genommen ist auch die Argumentation, dass man ja etwas ändern würde, wenn „andere“ das auch tun würden oder „die Rahmenbedingungen“ dafür geschaffen würden. Ganz ehrlich: Das ist Bullshit! Als Unternehmer ist man für ALLES, was man tut oder unterlässt SELBST VERANTWORTLICH! Auch die gerne als Ausrede angeführte Henne-Ei-Problematik ist Schwachsinn. Wenn überhaupt ist es ein Problem fehlender Eier. Man entschuldige die Wortwahl und darf die Eier gerne gedanklich durch den Begriff des Rückgrats ersetzen. Doch es gibt zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass auf einmal jemand das eigentlich nicht Machbare einfach macht – und es dann funktioniert. Das zeigt auch der gerade frisch erschienene Green Startup Monitor 2018, der zeigt, dass mittlerweile rund ein Viertel der Startups der Green Economy zuzuordnen sind. Und das ist gut!

Es muss uns Unternehmern klar sein, dass wir mittelfristig ausschließlich mit nachhaltigen Produkten und Geschäftsmodellen Renditen erzielen werden. Denn die Folgen des Klimawandels werden uns alle sehr viel schneller einholen als viele derzeit noch denken. Naturkatastrophen, Migration und Ernteausfälle infolge des Klimawandels werden auch unseren Wohlstand bedrohen und die Art und Weise wie wir als Weltbevölkerung leben drastisch verändern. Ob uns das passt oder nicht! Natürlich wird die Welt nicht 2050 untergehen und Panikmache ist unangebracht, auch wenn der Meeresspiegel bis dahin erheblich angestiegen sein wird. Dennoch ist die Problematik existent und dringlicher als eine Banken- oder Wirtschaftskrise.

Nachdem wir nun genug Dampf abgelassen haben, bleibt die Frage, was wir an dieser Stelle tun können. Wir als Unternehmen haben schon sehr früh bei uns selbst angefangen: Wir führen Dienstreisen und Kundenbesuche nur dann durch, wenn sie unbedingt nötig sind. Denn viele Fahrten sind nicht nötig und lassen sich unter anderem durch Telefon- oder Skype Konferenzen vermeiden. Wir und unsere Mitarbeiter arbeiten häufig vom Homeoffice aus. Auch das spart Wege und somit Energie. Abgesehen davon spart das auch eine Menge Geld! In unserem Fall bedeutet das, dass wir die Kosten für Dienstreisen um über 50 % gegenüber dem ersten Geschäftsjahr senken konnten. Und es kommt noch etwas hinzu. Besprechungen per Telefon- oder Videokonferenz verlangen von den Teilnehmenden mehr Disziplin. Das ist anfangs anstrengend, führt aber dauerhaft zu effektiveren Besprechungen, was wiederum Kosten senkt und sich auf die Zufriedenheit aller Beteiligten positiv auswirkt. Wir arbeiten außerdem weitgehend papierlos und versuchen auf Flüge zu verzichten. Obwohl wir an der Stelle zugeben müssen, dass uns das mit den Flügen leider nicht immer gelingt.

To be continued…