Beschäftigt man sich mit dem Thema Innovation, erlangt man schnell den Eindruck, dass die Entwicklung von Innovationen nur möglich ist, wenn möglichst nur kreative Freiheit herrscht und idealer Weise sämtliche Strukturen aufgebrochen werden. Begriffe wie Normung und Standardisierung erscheinen den allgegenwärtigen, vermeintlich innovationsförderlichen Rahmenbedingungen diametral entgegengesetzt. Aber wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. Denn wo auf der einen Seite Freiraum die Kreativität fördert, um Ideen zu entwickeln, braucht es auf der anderen Seite durchaus eine Menge Struktur, um die anstrengende Arbeit zur Umsetzung der Ideen zu planen, zu steuern und durchzuführen. Denn selbst Unternehmen, die exzellente Ideen entwickeln, scheitern vielfach an deren Weiterentwicklung und Umsetzung. Folglich sind sowohl Freiräume und kreatives Chaos als auch Strukturen zur Bewältigung der leider zu einem Innovationsprozess zugehörigen Arbeiten erforderlich. Damit beides gelingt, kann ein Innovationsmanagementsystem sinnvoll sein. Die ISO 56000er Familie enthält u.a. die Beschreibung eines solchen Systems.

Standards und Normen gehören zu den Dingen, die von Natur aus eher trocken und langweilig sind. Eine Sammlung von Definitionen und Vorgehensweisen scheint zunächst eher etwas für Messtechnik, Maschinenelemente, Baustoffe oder die Qualitätssicherung zu sein. Und doch gibt es auch Normen, die sich dem Thema Innovation widmen. Ein solcher Regelwerksatz ist die 56000er Reihe der Internationalen Organisation für Normung (ISO). Was zunächst etwas befremdlich wirkt, kann aber durchaus sinnvoll sein. Denn das Innovationswesen eines Unternehmens ist einerseits sehr komplex und andererseits werden die relevanten Themen oftmals entweder nur mit allgemeinen Platzhaltern oder mit für die meisten Betriebe nicht umsetzbaren Maßnahmen erörtert. Die Folge: Viele Unternehmen vernachlässigen das Thema.

Und um genau dem entgegenzuwirken, kann ein solches Regelwerk gerade in Unternehmen des Mittelstands hilfreich sein. Natürlich könnte sich der Geschäftsführer oder eine seiner Führungskräfte auch ein Buch über Innovationsmanagement kaufen. Allerdings beginnt hier bereits das Problem,  da es viel zu viele Fachbücher zum Thema gibt und die Qualitätssicherung der Inhalte streng genommen nur dann gewährleistet ist, wenn sie zuvor in begutachteten Fachzeitschriften publiziert oder nachweislich erfolgreich angewandt wurden. Ein ISO-Standard bietet demgegenüber den Vorteil, dass die Inhalte von Personen generiert werden, die praktische Erfahrung auf dem Gebiet vorweisen können – in der Regel über viele Jahre. Außerdem fließt der internationale Stand der Forschung und Technik mit ein. Oder anders ausgedrückt: Der ISO-Standard enthält validiertes Wissen aus vielen Büchern über Innovationsmanagement, angereichert um praktische Erfahrungen. Diese Darstellung kann man sicherlich kritisieren, dennoch stellt ein gewisser Formalismus eine hilfreiche Erleichterung dar, um sich ein Thema zu erschließen. Und genau das ist mit Hilfe der ISO 56000er Familie möglich. Denn diese dient größtenteils als Anleitung.

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Doch worum geht es in den einzelnen Standards im Detail? Derzeit sind vier Standards veröffentlicht. Insgesamt sollten ursprünglich sieben Standards veröffentlicht werden (Quelle) – von der ISO 56000 Innovationsmanagement – Grundlagen und Begriffe bis zur ISO 56007  Innovationsmanagement – Tools und Verfahren für das Ideenmanagement. Hinzugekommen ist mittlerweile (Stand: Juni 2023) die im Entwurfsstadium befindliche ISO 56008 Werkzeuge und Methoden für die Messung von Innovationsabläufen. Weitere Themen sind Werkzeuge und Methoden für das Management von geistigem Eigentum, Strategisches Informationsmanagement sowie die bislang veröffentlichen Richtlinien ISO 56002  Innovationsmanagementsystem , ISO 56003  Instrumente und Methoden für Innovationspartnerschaft, ISO 56005 Werkzeuge und Methoden für IP-Management und ISO/TR 56004 Innovationsmanagement Assessment. Darüber hinaus haben sich

Somit bietet der Regelwerksatz eine umfassende Hilfestellung, um im eigenen Unternehmen ein funktionierendes Innovationswesen zu implementieren. Dabei werden sämtliche dafür wichtigen Aspekte behandelt, wie z.B. die Organisation als solche mit ihrer Unternehmens- und Führungskultur. Es werden aber auch konkrete Werkzeuge und Methoden beschrieben, mit denen man arbeiten kann. Insbesondere in der ISO 56002 wird ein handhabbarer Innovationsprozess dargestellt, der auch in kleinen Unternehmen gut umsetzbar ist. Wer also noch kein Innovationsmanagementsystem im eigenen Unternehmen implementiert hat, sollte sich  mit der Richtlinie auseinandersetzen. Das gilt auch für größere Unternehmen.

Wir unterstützen Sie natürlich gerne dabei, die ISO 56000er Familie in Ihrem Unternehmen umzusetzen. Beispielsweise kann mit Hilfe unseres Beratungsangebots Externer Innovationsmanager bedarfsweise und auf Abruf Know-how aufgebaut, ein Moderator oder ein Sparringspartner für die Implementierung zur Verfügung gestellt werden. Auf diese Weise bieten wir Ihnen kurzfristig strategische und operative Unterstützung in genau dem Umfang, den Sie benötigen.